Material des Monats: Durchgefärbtes MDF

von | Feb 5, 2024 | Material + Wissen

Das Thema ist bei Modulor fast schon so alt wie wir selbst. Schließlich sind seit jeher unsere Ladenregale aus diesem Material: Mitteldichte Faserplatte, kurz MDF, ist für den Möbelbau einfach optimal. Es hat keine Produktions- oder Wuchsrichtung, zeigt also in allen Richtungen dieselben Eigenschaften, lässt sich leicht mit gängigen Mitteln bearbeiten und ist ordentlich belastbar. Lange haben wir uns mit dem materialeigenen Farbton zufriedengegeben oder mit weiß beschichtetem MDF gearbeitet, weil das Braun dann doch nicht überall der gestalterischen Absicht entsprach.

Und so geisterte immer der Plan durch unsere Köpfe, MDF in anderen Farben bei uns anzubieten. Schwarz hatten wir dann immerhin irgendwann im Sortiment (und verbauen es auch fleißig in unserem Laden), aber viele Kundenanfragen haben unseren Wunsch nach mehr Farbigkeit beim MDF bestätigt. Nun endlich haben wir den Plan umgesetzt und können das durchgefärbte MDF anbieten, das wir momentan für das Beste am Markt halten und das neben der Farbigkeit noch mit weiteren Qualitäten punktet. Dazu unten mehr.

auf schwarzem MDF liegen kleine Farbmuster von farbigem MDF nebeneinander.

Die Herstellung von durchgefärbtem MDF

Mitteldichte Faserplatten gibt es nun schon einige Jahrzehnte. Grob zusammengefasst werden bei der Produktion recht feine Holzfasern mit ungefähr zehn Prozent Leim, Wasser und weiteren Zusatzstoffen vermengt, die die Wasseraufnahme, die Pilzresistenz, das Brandverhalten und die Farbe der fertigen Platten beeinflussen. Der Brei wird mit Wärme unter hohem Druck zu Platten verpresst, die abkühlen und aushärten.

Das Besondere an durchgefärbten MDF-Platten ist nicht nur die Farbigkeit. Zumeist sind die Rezeptur und die Herstellung der farbigen Platten darauf ausgerichtet, dass ein besonders dichtes und festes Material dabei entsteht. Gegenüber den braunen Standardplatten ist die Art des Leims anders gewählt (Melamin oder Phenol statt Harnstoff-Formaldehyd) und der Leimanteil sowie der Druck beim Verpressen sind höher. Dadurch wird das Material konstruktiv besser verwendbar, etwa wenn randnahe Verbindungen nicht so leicht ausbrechen und die Durchbiegung geringer ausfällt.

auf schwarzem MDF liegen kleine Farbmuster von farbigem MDF übereinander gestapelt. Rot, grün, orange, grau, blau, gelb.
zwei MDF-Platten (braun) liegen aufeinander und sind in der Ecke des Formats zusammengeschraubt.

an den Kanten ist der weich-faserige Hauptbestandteil (die Holzfasern) gut erkennbar.

zwei Kleine MDF-Platten liegen sehr wenig aufeinander. Dicht am Rand der beiden Platten sind sie zusammengaschraubt. Die Schraube ist nicht ganz eingeschraubt und es wurde vor dem Schrauben nicht vorgebohrt. Die Schraube treibt beim Hereinschrauben ein wenig Material auseinander und drückt damit die Platte kapuut.

zu nah am Rand platzierte Schrauben (nicht vorgebohrt) drücken das braune Material auseinander und …

zwei Kleine MDF-Platten liegen sehr wenig aufeinander. Dicht am Rand der beiden Platten sind sie zusammengaschraubt. Das Material ist aus der Schraube gebrochen. Die Schraube war zu dicht am Randeingeschraubt.

… bereits bei wenig Belastung bricht das Material aus der Schraube. Das passiert bei dem farbigen MDF nicht.

Die Eigenschaften von durchgefärbtem MDF

In einem kleinen Quader von grauem MDF sind acht Fräsungen, zwei auf jeder Seite. Der kleine Quader liegt auf einem Stück von schwarzem MDF. Nicht zu sehen sind die Verbinder im schwarzen MDF, die in zwei Fräsungen des grauen MDFs greifen un dso beide Teile verbinden.
In grauem MDF sind in der Fläche Fräsungen eingearbeitet, in die Kunststoffverbinder passen. Die Verbinder sind in einem zweiten Stück MDF im Bild. Die Verbinder können in die Fräsungen eingesteckt und durch leichtes Verschieben festgekeilt werden.

Die Muster zeigen wie nah am Rand von durchgefärbtem MDF Fräsungen eingearbeitet werden können. Die Fräsungen dienen als Aufnahme für Kunststoffverbinder.

Die beschriebene höhere Rohdichte der durchgefärbten MDF-Platten liegt je nach Plattenstärke zwischen 740 (s = 19 mm) und 860 kg/m³ (s = 5 mm). Je dünner die Platte umso dichter wird sie also produziert, weshalb auch die dünnen Stärken noch gut belastbar sind. Zum Vergleich: Das braune Standard-MDF bei uns im Sortiment hat eine Rohdichte von 700 kg/m³. Bereits die nur wenig höhere Dichte und die veränderte Rezeptur führen zu einer deutlich höheren Festigkeit beim farbigen MDF. Dadurch lässt sich das Material noch besser fräsen als herkömmliches MDF und es nimmt deutlich weniger Feuchtigkeit auf. Es wird also bis zu einem gewissen Grad wasserfest. Letztlich sind damit alle Parameter erfüllt, die für den Einsatz im Möbelbau relevant sind. Durchgefärbtes MDF ist also bestens geeignet für Regale, Schränke und Co.

Die Verarbeitung und die Verwendung von durchgefärbtem MDF

ein Werkstück aus schwarzem MDF liegt auf weißem Untergrund. Das Werkstück besteht aus zwei Leisten aus MDF, die mit einem kleinen Distanzstück mit genau dem Maß auf Abstand zueinander gehalten werden, das sie selbst als Stärke aufweisen. Das Distanzstück ist eingeleimt.

Verbindungen, die ausschließlich Druck übertragen sollen wie bei diesem Distanzhalter zwischen zwei Leisten, können problemlos geleimt werden.

MDF kannst Du in allen Festigkeiten (Dichten) mit allen für die Holzverarbeitung gängigen Werkzeugen spanhebend bearbeiten. Durch die Feinheit der Holzfasern und die daraus resultierende Homogenität lässt es sich auffallend gut fräsen. Gefügt wird MDF zumeist mechanisch mit Verbindungselementen, es lässt sich als Holzwerkstoff aber auch gut verleimen.

Während braunes MDF häufig im Verborgenen seinen Dienst tut und das Innere eines Klodeckels oder die Trägerschicht im Laminat-Fußboden bildet oder als beschichtete Küchenmöbeltür unerkannt bleibt, soll das durchgefärbte MDF natürlich sichtbar bleiben, zuweilen nur an der Kante wie bei unseren Linoleum-Tischplatten aus MDF. Ob monochrom oder im Farbmix: Möbel aus durchgefärbtem MDF wirken solide und massiv, zuweilen wuchtig. Diese Wirkung lässt sich etwas mit der Verwendung dünnerer Stärken reduzieren, aber häufig ist sie genau so gewollt.

Ein Präsentationstisch aus dem Modulor Laden ist zu sehen. Der Tisch ist aus schwarzem Stahlrohr mit qaudratischem Querschnitt und schwarzen MDF-Platten. Der Tisch hat zwei zusätzliche Ebenen unter der Oberseite, ist also eigentlich ein großes Regal. Die zwei unteren Ebenen dienen als Nachfülllager für die oben präsentierte Ware. Das MDF der verwendeten Platten ist geölt.
Im Modulor Laden hängt von der Decke eine Schuakel. Auf der Schukel sitzt ein Roboter aus Pappschachteln aus Graupappe. Die Schaukel besteht aus einem Brett aus schwarzem MDF und weißem Seil.
Im Modulor Laden hängt von der Decke eine Schaukel. Auf der Schaukel sitzt ein Roboter aus Pappschachteln aus Graupappe. Die Schaukel besteht aus einem Brett aus schwarzem MDF und weißem Seil. Im Bild ist ein gebohrtes Loch im MDF zu sehne, durch das weißes Seil durchgeführt ist.

Neben dem Material ist die zweitwichtigste Komponente beim Konstruieren von Möbeln die Verbindung. Die Art der Verbindung der einzelnen Konstruktionselemente ist immer auch gestaltbildend und wer diese so stark in den Hintergrund stellen möchte, dass das Material das Wichtigste bleibt, versucht die Verbindungen zu reduzieren, damit sie möglichst unsichtbar werden. Das gelingt mit durchgefärbtem MDF aufgrund der Fräsbarkeit (auch am Rand) und beispielsweise eigens entwickelten Keilverbindern, die passgenau in Fräsungen greifen, nahezu perfekt. Die Platten werden einfach auf die Verbinder gesteckt bzw. geschoben. Damit entstehen am Ende Möbel, die visuell nur aus rechtwinklig zueinander stehenden Flächen bestehen, die auf geradezu magische Art miteinander verbunden sind.

in einem schmalen Stück grauen MDFs ist in die Kante ein keilförmiger Schlitz eingefräst. Das kleine Stück MDF wird von einer Hand gehalten, im Hintergrund liegt ein weiteres Stück graues MDF, in dem ein Keilverbinder geschraubt ist.
Ein Stück graues MDF wird rechtwinklig mit einem anderen Stück MDF verbunden. Die Verbindung ist ein Keilverbinder, der in das liegende Stück MDF geschraubt wurde. Zu sehen ist im Bild wie das andere MDF-Stück, in das an der Kante eine keilförmige Fräsung eingearbeitet ist, auf den Keilverbinder aufgeschoben wird.
Aus vier MDF-Platten in verschiedenen Farben ist über acht Playwood-Verbinder ein Würfel gebaut worden. Die Vorder- und die Rückseite fehlen. Dadurch kann der Kubus wie ein Regalfach genutzt werden, man könnte sich aber auch draufsetzen.
Vor einem Regal aus schwarzem MDF und Playwood-Verbindern steht ein Tresen aus derselben Kombination.

Ganz ohne Fräsungen geht es aber auch, sodass die Verbindung gestaltbildend wird. Mit auf den Plattenrändern festgeklemmten Kunststoffverbindern lassen sich beispielsweise mühelos und ohne spezielle Werkzeuge Platten zu Möbelstücken fügen, die Du temporär nutzen und immer wieder um- oder abbauen kannst. Playwood hat solche Verbindungselemente entwickelt. Die funktionieren natürlich nicht nur mit durchgefärbtem MDF, hier ist eher die Plattenstärke das entscheidende Kriterium.

An einer grünen MDF-Platte wird die Kante mit einer elektrischen Handfräse gebrochen. Es wird eine 2-mm-Fase angefräst.. Zu sehen ist ein Ausschnitt der quadratischen Platte und die Fräse, die von einer Hand geführt wird.

Mit 19 mm Plattenstärke liegst Du bei Playwood immer richtig. Wir haben einige quadratische Platten aus durchgefärbtem MDF mit der Stärke 19 mm im Sortiment, die an den Kanten eine Fase haben und mit denen Du im Zusammenspiel mit den Playwood-Verbindern fröhlich und ohne Sägen losgestalten und Hocker, Bänke oder Regale bauen kannst! Quasi wie mit einem Baukasten.

Die MDF-Farbe(n) und wie Du sie beeinflussen kannst

Die angebotenen Farben vom durchgefärbten MDF wirken sehr natürlich und bilden das Spektrum der Grundfarben (plus Grau und Orange) ab. Die Farbigkeit erscheint nicht materialfremd sondern sehr passend und anregend. Wem die Farben zu blass sind, dem empfehlen wir das Ölen des Materials. Wir haben in unserem Ladengeschäft damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Öl intensiviert die Farbwirkung enorm, das Material wirkt geradezu leuchtend farbig nach dem Ölen. Und mithilfe des Ölens verdoppelt man für sich und seine Arbeit recht leicht das zur Gestaltung verfügbare Farbangebot, wenn zu jeder Farbe die Varianten „blass“ (hell) und „intensiv“ (dunkel) zur Wahl stehen. Beim Ölen kannst Du den Grad der Farbintensität über die Menge des eingearbeiteten Öls etwas steuern. Das Material saugt recht gut das Öl auf, Du kannst es direkt auf die Flächen gießen und mit einem Spachtel, Lappen oder Pinsel verteilen. Du solltest es aber nicht zu lange auf den Flächen stehen lassen. Wenn es gleichmäßig verteilt ist, solltest Du das überschüssige Öl von der Fläche wischen, damit sich keine übersättigten Bereiche bilden, die am Ende speckig wirken.

Auf einer Schneidematte liegen zwei Platten farbiges MDF. Die Platten sind zur Hälfte jeweils mit einem Papier abgedeckt. Die sichtbaren Bereiche sollen mit Öl bestrichen werden.
Auf eine orangene MDF.Platte wird Leinölfirnis geträufelt.
Mit einem Japanspachtel wird Öl auf orangenem MDF verteilt.
Auf eine grüne MDF Platte (neben der orangenen MDF-Platte) wird Leinölfirnis gegossen.
Auf einer grünen und einer daneben liegenden orangenen MDF-Platte wird Öl von Hand mit einem Japanspachtel verteilt.
auf einer grünen MDF-Platte, die bereichsweise geölt ist, liegt eine orangene MDF-Platte, die bereichsweise geölt. Die ungeöllten Bereiche wirken heller und blasser, die geölten Bereiche wirken dunkler und intensiver farbig.

Die Entsorgung von MDF

In einer Holzbox (aus OSB-Flaschspanplatte) liegen diverse weggeworfene Zuschnittreste von gesägten Plattenmaterialien. Zu sehen sind vor allem MDF-Reste in verschiedenen Farben.

Sicherlich warst Du schon mal beim Recyclinghof und weißt: Holzfaserplatten gehören mengenmäßig zu den am häufigsten (privat) entsorgten Materialien. Spanplatte und MDF landen hierbei in demselben Container. Als Werkstoffgemisch (Holzfasern plus Leim und chemische Zusätze) bleibt eigentlich nur das thermische Verwerten.

„Eigentlich“ heißt in diesem Fall aber immerhin, dass vor zwei Jahren ein belgischer MDF-Produzent ein Verfahren entwickelt hat, mit dem er die in der Klebstoffmatrix gebundenen Holzfasern aus alten MDF-Platten wieder herauskocht. Unilin Panels plant, in der Produktion von MDF bis 2030 die Holzfasern zu einem Viertel mit diesen Recyclingfasern zu ersetzen. Die Technologie existiert also und sie spart CO2, wobei sie aber vermutlich nicht in den nächsten Jahren breite Anwendung finden wird.

Interessante Zusatzinfo: Innerhalb von nur zehn Jahren (zwischen 2005 und 2015) stieg die weltweite Jahresproduktion von MDF um das Doppelte. Von knapp 50 Mio. Tonnen auf über 100 Mio. Tonnen. 100 Mio. Tonnen wiegen übrigens in etwa 9.900 Eifeltürme oder alle (!) in Deutschland zugelassenen PKW zusammen. Der Großteil des Zuwachses (47,3 Mio. Tonnen) kam allein in China hinzu, das seine Produktionskapazitäten in dem Zeitraum fast verdreifachte. Wir werden also zukünftig immer mehr MDF zu entsorgen haben.