
Schattenfugenrahmen DIY: Montage und Gestaltung
Schattenfugenrahmen bauen. In meinem ersten Beitrag für das Modulor Magazin im Frühjahr 2020 habe ich Schritt für Schritt beschrieben wie man einen Keilrahmen zusammensetzt, mit einem Maltuch bespannt und grundiert, als Voraussetzung für das Bemalen mit Acryl- oder Ölfarben. Praktisch für alle Nachahmer*innen ist, dass alle dafür benötigten Materialien bei Modulor erhältlich sind.
Schattenfugenrahmen: was ist das überhaupt?
Vor Kurzem stellte ich ein großformatiges Ölgemälde fertig. Es hat das Format 145 x 185 cm. Da ich bei Modulor in der Rahmenabteilung arbeite, kam mir die Idee, dass ich das Bild mit einem passenden Rahmen versehen könnte, um einen Punkt hinter das Projekt zu setzen.
Gut vorstellen für mein Bild konnte ich mir einen Schattenfugenrahmen. Der Begriff Schattenfuge beschreibt den schmalen Abstand zwischen der abschließenden Kante des Bildträgers, in meinem Fall der Leinwand, und der Kante der Rahmenleiste. Für Leinwände eignen sich so genannte Schattenfugenrahmen besonders gut, da auf Glas verzichtet werden kann. Schattenfugenrahmen bieten eine schlichte Rahmung mit einer schmalen Leiste, die aus unterschiedlichen Hölzern gemacht sein kann. Es gibt sie furniert, lackiert oder beispielsweise vergoldet. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, Leisten aus unbehandeltem Holz individuell zu gestalten, zum Beispiel mit den Produkten von Modern Options. Leisten können mit Modern Options Metallfarbe eingefärbt- und mit Patiniermittel oder mit Rost verziert werden.


Durch den Abstand zwischen Gemälde und Rahmenprofil – die Fuge – entsteht abhängig von der Belichtung der Schatten
Das Gemälde wirft einen Schatten auf die Rahmenleiste, es entsteht der Eindruck, das Gemälde sei dunkel umrandet
Die Bestellung des Schattenfugenrahmens
1.) Keilrahmen Maße
Zunächst muss das genaue Maß des Keilrahmens sowie die Stärke des Keilrahmenprofils ermittelt werden. In meinem Fall sind es 145 x 185 x 2 cm.
2.) Passende Leisten
Mit dieser Maßangabe geht Ihr in die Rahmenabteilung von Modulor und sucht Euch eine passende Leiste für Euer Gemälde auf Leinwand aus. Dafür könnt Ihr gerne die Kolleg*innen aus der Abteilung zu Rate ziehen, denn diese haben Erfahrung und ein gutes Auge. In meinem Fall fiel die Wahl auf eine Leiste aus Lindenholz. Mir gefällt der helle Holzton und die ebenmäßige Oberfläche des unbehandelten Holzes.

3.) Gestalten: zum Beispiel mit Beize
Unbehandeltes Holz lässt sich übrigens individuell einfärben. Beliebt ist das Beizen mit Clou Pulverbeize oder mit Flüssigbeize. Die flüssige Farbe zieht in das Holz ein. So lässt sich die Leiste je nach Belieben mehr oder weniger intensiv einfärben. Färben durch Beizen hat den Vorteil, dass die Maserung des Holzes erhalten bleibt und nicht durch eine Farbschicht überdeckt wird, wie das etwa bei einem Holzlack der Fall ist.
4.) Finale Größe ermitteln
Das Leistenprofil ist ausgesucht, jetzt muss die genaue Größe des Rahmens ermittelt werden. Dazu muss entschieden werden, wie breit die umlaufende Fuge werden soll, denn die Breite der Fuge muss zum Maß des Bildes hinzu addiert werden. Ich entscheide mich für eine Fuge mit einer umlaufenden Breite von fünf Millimetern. Demzufolge addiere ich einen Zentimeter zur Länge des Keilrahmens hinzu sowie einen Zentimeter zur Breite. Daraus ergibt sich ein Gesamtformat von 146 x 186 cm. Wenn alles notiert ist, kann der Rahmen in der Werkstatt angefertigt werden. Das dauert in der Regel circa eine Woche.
5.) Rahmen Verfeinern
In der Zwischenzeit überlege ich mir, die Leiste optisch zu verfeinern. Meine Idee ist es, sie weiß zu beizen und partiell zu versilbern. Inspiriert dazu haben mich die Materialien, die es bei Modulor zu kaufen gibt. Holzbeize sowie Blattsilber sind Teile des vielfältigen Sortiments, das regelrecht zum Selbermachen auffordert.
6.) Rahmen individualisieren: mit Blattsilber
Zum Versilbern nehme ich Blattsilber 95 mm x 95 mm, 25 Blatt. Ein Heftchen reicht für das Versilbern von ca. 0,15 qm² ebener Fläche. Ich entscheide mich für Blattsilber, weil es mit der Zeit oxidiert. Ich beziehe diesen Effekt in meine Gestaltung mit ein. Folgende Materialien werden außerdem benötigt: Kölner Anlegemilch, ein Anschießer, ein Vergolderkissen und ein Vergoldermesser. Ich entscheide mich dafür, ohne ein Vergolderkissen und ohne ein Vergoldermesser zu arbeiten, da ich nur partiell versilbern möchte. Für meine Zwecke reichen eine Kunststoffpinzette und ein weicher Synthetikpinsel zum Auftragen der Anlegemilch.



Die Gestaltung der Leiste
7.) Ich hole den für mein Bild angefertigten Schattenfugenrahmen bei Modulor ab und bringe ihn in meine Werkstatt. Dort lege ich das Bild probehalber in den Rahmen ein und sehe, dass alles passt.

Das Gemälde

Der nach Maß gefertigte Rahmen

Rahmen und Gemälde passen perfekt
8.) Rahmen Beizen
Ich nehme die Leinwand aus dem Rahmen wieder heraus und gebe etwas von der flüssigen Holzbeize in ein kleines Gefäß. Die Holzoberfläche braucht nicht vorab geschliffen zu werden, da sie unbehandelt ist und die Flüssigbeize sehr gut aufnehmen kann. Da die Farben des Bildes eher helltonig sind, möchte ich den Farbton den Holzes ebenfalls ein wenig zurücknehmen. Dieser soll dennoch durchscheinen.

Die Leiste vor dem Beizen

mehr braucht es nicht zum Beizen
9.) Weißfärbung des Holzer
Mit einem weichen Pinsel streiche ich die weiße Farbe auf die sichtbaren Flächen der Leiste. Die flüssige weiße Farbe zieht schnell in das Holz ein und hinterlässt zunächst kaum Spuren. Erst nach mehreren Durchgängen bemerke ich die Weißfärbung der Holzoberfläche. Da der Färbeprozess sehr langsam ist, kann ich die Intensität der Färbung sehr gut steuern. Der Holzton scheint weiterhin wie erwünscht durch.
10.) Versilberungs-Prozess
Die weiße Farblasur ist vollständig getrocknet und ich kann zum Versilbern übergehen. Ich positioniere das Blattsilber vorsichtig mit der Kunststoffpinzette, zerteile es und platziere es dann einzeln mit Hilfe des Pinsels auf den mit Anlegemilch vorbereiteten Untergrund.

Beizen der rohen Holzleiste

Die mit Anlegemilch vorbereitete Leiste
Ich entscheide mich für Blattsilber, da ich die Anmutung von oxidiertem Silber besonders reizvoll finde. Aus diesem Grund verzichte ich auf eine schützende Schicht aus Überzugslack, denn diese würde den Oxidationsprozess verhindern. Für stärkeren Glanz kann man das Silber noch mit einem Achatpolierstein bearbeiten.
Nachdem ich alle gewünschten Stellen mit Blattsilber versehen habe, ist der Rahmen nun fertig gestaltet und bereit für das Einsetzen des Gemäldes.

Schattenfugenrahmen: Die Montage
11.) Löcher bohren für Befestigung
Für die Montage der Leinwand nutze ich sechs Metallverbinder, die ich in der Rahmenwerkstatt bekomme. Jeder dieser praktischen Verbinder benötigt zwei kleine Schrauben: eine für die Befestigung an der Holzleiste des Keilrahmens und eine für die Befestigung an der Leiste des Schattenfugenrahmens. Ich bohre alle sechs Löcher im Schattenfugenrahmen vor.
12.) Bild einsetzen
Jetzt wird das Bild eingesetzt. Das passiert alles in der Horizontalen auf einem großen Arbeitstisch. Damit die Schattenfuge einen gleichmäßigen Abstand von fünf Millimetern hat, füge ich an mehreren Stellen klein geschnittene Foamboard bzw. Kapa-Platten Reststücke in den Spalt zwischen der Leinwand und der Rahmenleiste ein. Diese haben eine Stärke von genau fünf Millimetern.


13.) mit Schrauben verbinden
Mit einem Schraubendreher werden nun die Metallbügel an alle sechs Stellen mit zwei kurzen Schrauben versehen. Die Leinwand ist nun fest mit dem Rahmen verbunden.



15.) Das Endergebnis
Ich lehne den Rahmen aufrecht an die Wand um das Ergebnis zu begutachten. So wie ich es vorab beabsichtig habe, fallen die versilberten Stellen am Rahmen nicht gleich ins Auge. Man entdeckt sie erst bei näherer Betrachtung. Auch die Weißfärbung der Holzleiste durch das Beizen ist gelungen. Der Holzton scheint dezent durch und ergänzt die Farben des Bildes auf eine passende Weise.


