Leder & Kunstleder

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Informationen zu Leder und Kunstleder

Neben Holz, Stein und Wolle gehört Leder zu den ältesten Materialien, die Menschen je genutzt haben. Dank seiner vielseitigen Eigenschaften wird Leder auch heute noch in vielen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt. Neben der Automobilindustrie, die Leder für Sitzbezüge und Innenausstattungen verwendet, wird es vor allem zu Taschen, Bekleidung, Schuhen und Möbeln verarbeitet. Leder ist extrem haltbar und zäh. Bei entsprechender Bearbeitung ist es zugleich geschmeidig und weich. Es ist atmungsaktiv und hat eine gute Isolierwirkung gegen Kälte und Hitze.

Herstellung von Leder

Leder entsteht durch Gerben der rohen Tierhaut. Diese wird "chemisch und mechanisch bearbeitet, sodass sie gezielt neue Eigenschaften wie Fäulnisbeständigkeit, bleibende Weichheit und Temperaturbeständigkeit" (nach G. Moog) erhält. Gerbstoffe reagieren mit den Proteinmolekülen (Kollagene) der Tierhaut und verhindern so langfristig deren Zerfall.

Bei der vegetabilen Gerbung werden pflanzliche Stoffe mit hohem Gerbstoffgehalt eingesetzt (z.B. Galläpfel, Kastanien, Eichen-, Buchen- und Tannenrinden). Während die traditionelle Pflanzengerbung früher mehrere Monate oder gar Jahre dauerte, ist der Gerbprozess heute beschleunigt und dauert nur noch wenige Tage.

Bei der Mineralgerbung, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts die vegetabile Gerbung ablöste, werden vor allem aus Chromeisenstein gewonnene Chrom(III)-Salze verwendet. Aufgrund des nur wenige Stunden dauernden Prozesses wird heute circa 85 % des Leders chromgegerbt.

Jedes Leder hat zwei Seiten: die glatte Narbenseite und die raue Fleischseite. Die Narbenseite ist die Seite, aus der die Haare wuchsen; daher sind hier Poren zu erkennen. Die Narbenseite wird in verschiedenen Verfahren zu Glattleder, Nappaleder oder zu Nubuk-Leder weiterverarbeitet. Dabei bleibt das natürliche, arttypische Narbenbild erhalten. Oft wird das Leder in mehrere Schichten gespalten. Aus den abgespalteten Schichten werden Rau- und Veloursleder oder Spaltleder hergestellt. Zur Herstellung von Spaltleder wird die gespaltene Seite durch das Auftragen von hautdünnen Farbschichten "zugerichtet".

Herstellung und Eigenschaften von Lederfaserstoff

Lederfaserstoff, auch „Lefa" genannt, wird seit 1917 aus Lederresten der Lederindustrie, Naturlatex (Bindemittel), natürlichen Fetten und Gerbstoffen hergestellt - es besteht somit zu über 95 % aus natürlichen Rohstoffen.

Das Herstellungsverfahren von Lefa ähnelt dem der Papierherstellung: Ein Faserbrei aus zerkleinerten Lederresten und den Zusatzstoffen Naturlatex, Fetten und Gerbstoffen wird auf einem endlos laufenden Entwässerungssieb abgelegt, im Vakuum entwässert, in einem Trockentunnel getrocknet und auf Rollen gewickelt oder zu Tafeln geschnitten.

Lefa hat lederähnliche Eigenschaften: Es ist flexibel, aber trotzdem fest und kann wie Leder verarbeitet werden: Man kann es nähen, nieten, kleben, stanzen, prägen... Bei der manuellen Verarbeitung lässt es sich gut mit dem Cutter schneiden.

Der größte Teil der Lefa-Produktion geht in die Schuhindustrie und wird dort z.B. zu Hinterkappen, Absätzen und Sohlen verarbeitet. In den letzten Jahren wurde die Technik der Lefa-Herstellung jedoch deutlich weiterentwickelt. Heute veredeln die Hersteller die Oberflächen des Recycling Leders in vielerlei Form für weitere Anwendungszwecke.

So sind inzwischen auch sehr dünne, oberflächengefärbte oder genarbte Qualitäten erhältlich, die der Buchbinder für exklusive Bucheinbände einsetzt. Darüber hinaus wird Lederfaserstoff von der Möbelindustrie als Bezugsstoff verwendet, weil im Gegensatz zu echtem Leder homogene Stärken, Farben, Größen und Oberflächen erhältlich sind. Für den Laien sind speziell die veredelten Sorten auf den ersten Blick nicht von echtem Leder zu unterscheiden, zumal Lederfaserstoff noch stark nach Leder riecht.

Verarbeitung von Leder

Schneiden: Die Lederschnüre (rund, flach) können mit einer Stoff- oder Haushaltsschere geschnitten werden. Zum Schneiden der Voll- und Spaltlederriemen wird ein Schneidemesser (Cutter, Skalpell oder Rollcutter), ggf. ein Eisenlineal und eine Schneidematte benötigt. Zum flächigen Verkleben können Kontakt-Klebstoffe (z.B. Pattex Classic Kraftkleber), für kleinere Flächen Sekundenkleber gebraucht werden (z.B. Weicon Sekundenkleber VA 1500, dickflüssig). Um Leder mit anderen Textilien zu verkleben kann auch Uhu Textil benutzt werden.

Lochen: Zum Anbringen von Löchern von 2 bis 4,5 Millimeter Durchmesser leistet die Hebel-Revolverlochzange 370 gute Dienste. Größere Löcher können mit einem Locheisen gestanzt werden. Kleinere Löcher werden mit einer Ahle gestochen. Bei der Verwendung von Ösen / Nieten Set-Packungen, z.B. von der Firma Prym, ist zu beachten, dass zusätzlich eine Lochzange oder ein Locheisen benötigt wird, da das der Packung beiliegende Handschlag- / Lochwerkzeug nicht für stärkere Materialien geeignet ist. Zur Montage kann das Handschlag- / Lochwerkzeug und ein Hammer oder die Druckknopf-, Loch-, Nieten- und Ösenzange Vario eingesetzt werden. Passende Ösen / Nieten zu den Voll- und Spaltlederriemen sind zum Beispiel:

Nähen: Zum Nähen mit der Hand dient gewachster Lederzwirn oder starker Sattlerzwirn aus Hanf oder Leinen. Um sich das Nähen mit der Hand zu vereinfachen, sticht man die Löcher mit einer Ahle oder einer Lochzange vor. Um zwei Lederteile zu verbinden, zum Beispiel beim Anbringen einer Gürtelschnalle, können Befestigungsnieten eingesetzt werden oder man verbindet die vorgelochten Lederteile mit einer Buchschraube.

Bedrucken und Färben: Zum Bedrucken der Lederriemen bietet sich pigmentierte Stempelfarbe (z.B. Pelikan Stempelfarbe 84 oder StazOn Stempelkissen For every Surface) an. Zum Einfärben der Velourschnur oder zum Bemalen von angerauten Lederflächen kann zum Beispiel Daler-Rowney Vergoldungspaste Goldfinger verarbeitet werden.